Nach Simmerl auch der zweite Straubinger Ausnahmetraber aufgenommen – Samstag Erinnerungsrennen
Der in der unmittelbaren Nachkriegszeit europaweit bekannte Traberhengst Ejadon wurde in diesem Jahr in die „Hall of Fame“ des deutschen Trabrennsports aufgenommen, in der sich die Ausnahmepferde und verdienten Fahrer, Trainer, Züchter und Funktionäre des deutschen Trabrennsports wiederfinden. Am Samstag erinnert der Straubinger Rennverein bei seiner Rennveranstaltung an den vom Rennverein selbst gezogenen Hengst, der bis zum heutigen Tag europaweit ein Botschafter der Traberstadt Straubing bleibt.
Noch gibt es die Hall of Fame des deutschen Trabrennsports nur in virtueller Form als Homepage (www.traber-halloffame.de). Aber die Pferde, die darin nach einem Auswahlverfahren des Fördervereins eine Aufnahme finden, gehören zu den Aushängeschildern der knapp 150 Jahre deutsche Traberzucht und –rennen. 31 Stuten, Hengste und Wallache sind seit 2010 in die Hall of Fame aufgenommen wurden. Und nachdem Zucht und Sport auch von Menschen geprägt werden, gehören ihr auch 30 Persönlichkeiten an. Sollte in Hamburg die geplante Doppelrennbahn für Trab und Galopp gebaut werden, dann soll darin auch die Hall of Fame ihre analoge Heimat finden.
Seit diesem Herbst ist nun auch der legendäre Ejadon im Kreis der Hall of Fame, aufgenommen im Rahmen einer Feierstunde auf der Daglfinger Rennbahn. Nach Simmerl, der ihr bereits seit dem Gründungsjahr angehört, der zweite Straubinger Protagonist in der Ruhmeshalle des deutschen Trabrennsports. Und in Straubing ist man besonderes Stolz auf diese Würdigung, schließlich ist Ejadon ein „Eigengewächs“: Gezüchtet wurde der Hengst im rennbahneigenen Gestüt. Für die Mutterstute Ex Substance wurde Deckhengst Calumet Delco auserwählt und 1947 erblickte der braune Hengst das Licht der Welt. Besitzer wurde Hans Schreyer, der damit das Aushängeschild der Traberdynastie Schreyer erworben hat. Schreyer selbst hat später auch als Vizepräsident von Dr. Anton Seibold Verantwortung im Rennverein übernommen, Schreyers Enkel Stefan Hiendlmeier führt als erfolgreicher Amateurfahrer die Familientradition bis heute fort.
Ejadon schickte sich bereits Zweijährig an, ein „richtig Guter“ zu werden, als er seine ersten beiden Lebensstarts im Sommer 1949 auf der damaligen Rennbahn in Regensburg-Prüfening gewinnen konnte. Und als Dreijähriger beherrschte er nicht nur seinen Jahrgang, sondern holte sich den ersten Zuchtrennlorbeer im traditionsreichen „Bayerischen Zuchtrennen“ in Pfarrkirchen. Das erste große Ausrufezeichen einer bis dahin einmaligen Rennkarriere eines bayerischen Trabers. Denn 1951 gab es nicht nur eine Siegesserie mit zehn vollen Erfolgen, sondern auch drei Zuchtrennsiege, so dass sich sein Besitzer entschied, ihn fünfjährig auf die Rennbahn in München-Daglfing zu stellen. Eine Entscheidung, die Ejadon zu goutieren wusste, denn erneut gewann er zehn Rennen in Serie, darunter auch den Jubiläumspreis 50 Jahre Münchner Trabrenn- und Zuchtverein. Im Preis der Besten, dem damals hochwertigsten Rennen in Daglfing, gelang zumindest eine Platzierung, ebenso im Preis von München. So stand der nächste Sprung an.
Im Jahr 1953 ging es für Ejadon nach Hamburg in die Trainieranstalt von Johannes „Hänschen“ Frömming, der den Straubinger Burschen zu einem Europa-Crack formen sollte. Gleich im ersten Jahr gelang der Sieg im Preis der Besten in München-Daglfing und nur eine Woche später ein Sieg in „hinreißendem Stil“ im Wiener Graf Kalman Hunyady-Rennen über 3400 Meter. Und zum Jahresausklang gab es noch einen Sieg im Mailänder Premio San Stefano. Ejadon war also in der Europaliga angekommen und wurde zu einem Aushängeschild der deutschen Traberzucht, in der Heimat dokumentiert mit einem Sieg in der Publikumswahl „Pferd des Jahres“.
Siebenjährig folgten Starts in Turin und Mailand um dann im Elitloppet in Solvalla, der inoffiziellen Sprintermeisterschaft, seine persönliche Bestleistung von 1:18,0 auf den Kilometer umgerechnet zu traben, was letztlich für einen dritten Rang reichte. Nach weiteren Platzierungen in Göteborg und Gelsenkirchen gewann er in Bayern erneut den Großen Preis von Bayern und das Matadoren-Rennen in Berlin-Mariendorf.
Seine letzte Rennsaison bestritt Ejadon achtjährig, als er mit dem Aby Stora Pris in Göteborg zwar nur ein Rennen gewinnen konnte, in diesem aber in einer Kilometerzeit von 1:18.9 Europarekord über die 2640 Meter-Steherdistanz auf die Rennpiste trommelte. Schon im Winter vor der letzten Rennsaison lief Ejadon nicht mehr richtig rund, Lahmheit machte sich bemerkbar. So entschied sich Besitzer Hans Schreyer, die Rennkarriere von Ejadon zu beenden. Für damalige Zeiten stand die Rekordsumme von 216.045 Deutschen Mark auf der Gewinnliste von Ejadon. Der Inflationsrechner im Internet setzt den Wert heute bei rund einer halben Million Euro an. Ejadon tritt am 11. Juli 1956 ab, eine Karriere als Deckhengst blieb ihm verwehrt. Und so halten die Ejadonstraße und die Ejadonhalle auf dem Rennbahngelände die Erinnerung an den Ausnahmetraber wach.
An seinem Renntag an diesem Samstag erinnert der Straubinger Rennverein an sein erfolgreichstes Zuchtprodukt. Amateurfahrer Stefan Hiendlmeier, Enkel von Besitzer Hans Schreyer, verdoppelte den Rennpreis im „Ejadon Hall of Fame-Cup“, in dem ein interessantes Starterfeld zusammengekommen ist. Rennbeginn ist um 13 Uhr, das erste Rennen wird um 13.30 Uhr gestartet und bereits um 13.55 Uhr ist Abgabeschluss der beliebten V7-Wette mit 10.000 Euro Garantieauszahlung. Zutritt zur Bahn im Außenbereich ist frei, im Tribünenhaus und der Wettannahmestelle gilt die 2G-Regelung. – jos -
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