NEWS von Donnerstag, 21.09.2023
Erschienen im Straubinger Tagblatt, 16.09.2023
Ein Leben für die Rennpferde
Helmut Biendl wird in die Hall of Fame des deutschen Trabrennsports aufgenommen
Eines der renommiertesten Aushängeschilder des Straubinger und Bayerischen Trabrennsports wird an diesem Samstag im Rahmen einer Feierstunde in München in die Hall of Fame des deutschen Trabrennsports aufgenommen. Helmut Biendl (72), jahrzehntelang Botschafter des Straubinger Trabrennsports weit über Deutschlands Grenzen hinaus, rückt in den erlesenen Kreis derer, die der deutsche Trabrennsport als herausgehobenen Persönlichkeiten ehrt, weil sie Deutschlands Traberzucht und Rennsport maßgeblich geprägt haben.
Helmut Biendls Weg auf die Rennbahn war vorgezeichnet, nachdem sein Vater nicht nur Pferdetransporteur war, sondern auch selbst als Amateurfahrer im Sulky saß. 500 Meter von der Straubinger Rennbahn aufgewachsen, ging der kleine Heli lieber auf die Rennbahn zum Pferdeanschauen, als zum Spielen in den Kindergarten. Und so wusste er schon bald seine Siegansprüche geltend zu machen – wenn auch erst einmal mit einem Pony-Gespann. Nach der Amateurfahrerlizenz folgte die Ausbildung zum Berufsfahrer bei Richard Haselbeck, dazu volontierte er bei seinen damaligen Idolen Johannes Frömming und Jean-René Gougeon.
Fleiß, die Bereitschaft von erfahrenen Sportsleuten zu lernen, und natürlich das, was man nicht lernen kann, sondern einem als „Talent“ in die Wiege gelegt wird, haben dazu beigetragen, dass am Ende einer langen Karriere im Herbst 2013 eine eindrucksvolle Lebensbilanz zu Buche schlägt: 6.954 Siege bei 17.394 Fahrten ergeben eine Siegquote von 40 Prozent, weitere 6.747 Platzierungen bedeuten, dass Helmut Biendl nur bei rund jeder fünften Fahrt ohne Geldpreis in den Stall zurückkehrte. Über 17 Millionen Euro haben seine Pferde an Rennpreisen verdient, als Trainer hat er die 10.000 Siege-Marke bei weitem überschritten. In der „ewigen Bestenliste“ der deutschen Trabrennfahrer liegt Heinz Wewering (16.934 Siege) vor, und Willi Rode (6.953) einen Zähler hinter Biendl.
25 Mal und damit häufiger als jeder andere war er bayerischer Fahrer-Champion, 29 Mal errang er im Freistaat das Trainer-Championat. 1986 durchbrach er gemeinsam mit seinem knapp sieben Jahre jüngeren Bruder Gerd die Dominanz von Heinz Wewering und holte das bundesdeutsche Trainer-Championat nach Bayern.
Von Straubing aus hat Biendl die europäische Traberwelt regelrecht erobert. Es gibt wohl kein Traditionsrennen, in dem er nicht gestartet ist und es mindestens einmal gewonnen hat. Höhepunkte sind dabei sicherlich der Derbysieg mit Zirrus (1980) als Fahrer und mit dem von seinem Bruder Gerd gesteuerten Lets Go, für den er als Trainer verantwortlich zeichnete. Von seinem Trainingszentrum in Steinach ging es regelmäßig ins europäische Ausland, sei es nach Frankreich, Italien oder Schweden. Und: er hat in Deutschland, Österreich und der Schweiz das Derby gewinnen können. Doch ein Trabrennfahrer ist Schall und Rauch, wenn er nicht gute, ja sehr gute Rennpferde formt. Und so sind Namen wie Fazimo, Singing Clöving oder zuletzt Lets Go immer mit Helmut Biendl in Verbindung gebracht.
Neben der Arbeit mit den Pferden war Helmut Biendl federführend in der Nachwuchsarbeit der Trabrennfahrer engagiert. Als Mitglied im Stiftungsbeirat der Elisabeth Mann-Stiftung war er mit verantwortlich für die Förderung des Fahrernachwuchses, sei es auf dem Gestüt Mutzenhof, die Austragung von finanziell geförderten Nachwuchsfahren auf den bayerischen Bahnen oder letztlich – als Vorbild für andere in diesem Sport - als Lehrmeister auf seinem Gestüt in Steinach. Überdies scheute sich Heli Biendl nicht, ab 2015 für fünf Jahre das Amt des Rennleitungsvorsitzenden zu bekleiden, eine für ehemalige Aktive nicht immer einfache und dankbare Aufgabe.
Seit 2010 wählen die Mitglieder des Fördervereins Personen und Pferde, die den deutschen Rennsport geprägt haben. Unter trab-halloffame.de werden die Geehrten geführt. Mit Ejadon und Simmerl gehören bereits zwei Pferde der Hall of Fame an, nun wird mit Helmut Biendl auch das Lebenswerk des Straubinger Ausnahmeaktiven gewürdigt.
Josef Schachtner