Sehr geehrte Damen und Herren,
mit diesem Schreiben möchte ich Sie sehr gerne über einige aktuelle Entwicklungen des Zucht- und Trabrennvereins Straubing informieren, nachdem aufgrund der Bestimmungen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie keine Mitgliederversammlung in diesem Jahr stattfinden kann. Wir wollen aus Fürsorgepflicht unsere Mitglieder kein Risiko aussetzen und zu einer Mitgliederversammlung in Präsenz laden. Deswegen erhalten Sie auf diesem Weg die Informationen, die ich ansonsten im Rahmen einer Mitgliederversammlung vorstellen würde.
Auch für unseren Verein ist dieses Jahr außergewöhnlich fordernd – so wie für alle deutschen Trab- und Galopprennvereine, die Aktiven und unsere Gesellschaft insgesamt. Besonders die fast zwei Monate andauernde Schließung der Wettannahme im Frühjahr, der Wegfall fest eingeplanter Sponsoreneinnahmen, sowie weiterer Einnahmen aus Vermietung und Verpachtung für größere Veranstaltungen auf dem Areal haben die komplette Haushaltsplanung über Bord geworfen. Drei PMU-Termine mussten während dieser Zeit ebenso gestrichen werden und die von uns selbst betriebene Rennbahngastronomie ruht seit März. Und seit 2. November ist die Wettannahme wieder geschlossen – Zeitpunkt der Wiederöffnung: Unbekannt! Gleichzeitig laufen aber viele Ausgaben unvermittelt weiter.
Die Unterstützung der Internetwettvermittler und Buchmacher, bis Ende August auf die Provisionszahlungen für vermittelte Wettumsätze zu verzichten, war ein wichtiges Signal und eine wertvolle Hilfe für alle Rennveranstalter. Hierfür danken wir auch unserem Vertriebspartner GermanTote, der diese Unterstützung für Trab und Galopp ausgehandelt und koordiniert hat. Aber aktuell haben wir bei unseren Renntagen, bei denen ausschließlich über das Internet auf unsere Bahn gewettet werden kann, wieder die volle Provision zu bezahlen, die sich, je nach Wettart, bei sechs bis zwölf Prozent (zzgl. 16 % Umsatzsteuer) des vermittelten Wettumsatzes bewegt.
Besonders erfreut hat uns die enge Kooperation und Zusammenarbeit der Rennvereine bei der Erstellung eines Hygienekonzeptes, um Leistungsprüfungen abhalten zu dürfen. Wir hatten in Straubing das Glück, dass die Kollegen in München-Daglfing und Riem hier in Bayern den Weg geebnet haben. Nur ein Beispiel, dass wir in Bayern sehr eng im Sinne der Rennpferdezucht und Leistungsprüfungen zusammenarbeiten. Dafür auch auf diesem Weg ein herzliches Dankeschön.
Wir sind dankbar, dass mittlerweile auch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten klargestellt hat, dass wir für die staatlich anerkannten Zuchtorganisationen auf der Grundlage der Verordnung über die Leistungsprüfungen und die Zuchtwertfeststellung von Pferden die erforderlichen Rennen als Leistungsprüfungen durchführen (Art. 2 BayTierZG). Die Durchführung der Leistungsprüfungen zur Erprobung des im Training Erreichten unter den Bedingungen des Rennens sind unverzichtbar, um die notwendigen Feststellungen über die Geeignetheit für die Zucht festzustellen. Die Ergebnisse der Leistungsprüfungen und die daraus resultierenden Zuchtwertschätzungen sind ein wichtiger Faktor für den züchterischen (und wirtschaftlichen) Wert der Pferde. Diese Form der Leistungsprüfung ist nicht unbegrenzt zu einem späteren Zeitpunkt nachholbar, da mit weiterem Zeitablauf die Vergleichbarkeit der einzelnen Ergebnisse, z. B. mit Tieren einer bestimmten Altersgruppe, nicht mehr gegeben ist. Die dazu notwendigen Rennbahnen sind im klassischen Sinne keine Sportstätten, sondern Betriebsstätten zur Abhaltung von Leistungsprüfungen im Sinne des Tierzuchtrechts. Durch den Ausschluss von Zuschauern auf der Rennbahn reduziert sich der Charakter der Rennen auf die tierzuchtrechtliche Leistungsprüfung. Der im Normalfall hinzukommende Charakter einer echten Sportveranstaltung mit Zuschauern entfällt damit.
Die in diesen schwierigen Monaten erlebte Kooperation fast aller Rennveranstalter hat mich auch als Sprecher der deutschen Trabrennvereine motiviert, eine weitere Vertiefung der Zusammenarbeit anzuregen. Gerade im Wettmarkt und bei der Finanzierung der Rennbahnen und des Rennbetriebs werden wir Rennveranstalter noch enger kooperieren müssen, um unsere Position zum Ausdruck bringen zu können.
Für das Überleben der Rennbahn Straubing werden die kommenden Monate entscheidend werden. Ein wichtiger Schritt ist getan, denn wir haben im kommenden Jahr wieder neun PMU-Renntage. Das sind zwar weniger Renntage als in 2020 geplant, aber dafür die gleiche Anzahl an Rennen und voraussichtlich mit teilweise höheren Rennpreisen. Wichtig ist in absehbarer Zeit die Rückkehr zum Bahnbesuch und Gastronomiebetrieb, um auch für die Sponsoren wieder attraktiv zu werden. Wir bayerischen Rennvereine werden uns aufgrund der massiven Einnahmeneinbrüche, die sich bis dato hinziehen, auch noch im Hinblick auf die Forderung nach staatlicher Unterstützung zusammenschließen und Position beziehen müssen.
Mitglieder
Der ZTV Straubing hat mit Stichtag heute 62 Mitglieder. Im Frühjahr mussten wir Abschied nehmen von unserem Ehrenmitglieder Dr. Josef Erhardt der im Alter von 100 Jahren gestorben ist. 62 Jahre gehörte der Veterinär unserem Rennverein an. Zugleich freuen wir uns über Architekt Franz Bast und Daniel Schermelleh-Sandeck (…) als neue Mitglieder in unseren Reihen.
Auch in diesem Jahr haben wir Mitglieder, die schon viele Jahre ihre Treue zu unserem Verein halten. Seit 70 Jahren ist die Gärtnerei Madlener&Gräber Mitglied des ZTV. Seit 60 Jahren ist Herr Jakob Liebl unser Mitglied. Zwei bekannte Persönlichkeiten des Trabrennsports sind seit mittlerweile 50 Jahren Mitglied unseres Vereins: Der vielfache bayerische Champion Helmut Biendl und auch Alfred Winzig sind 1970 dem Rennverein Straubing beigetreten. Seit 1980, und damit seit 40 Jahren, ist Albert Weinzierl Mitglied des ZTV.
Alle „runden“ Mitgliederjubilare haben es verdient, im Kreis der Mitglieder geehrt und ausgezeichnet zu werden. Insofern freue ich mich, dies bei unserem nächsten persönlichen Zusammentreffen nachholen zu können.
Finanzielle Situation
Wir hätten bei der diesjährigen Mitgliederversammlung den Jahresabschluss 2018 vorgestellt. Ich darf die entsprechenden Seiten des von der Steuerkanzlei Prof. Dr. Skopp & Coll. erstellten Jahresberichts auf den beiden nachfolgenden Seiten übermitteln. Daraus erkennen Sie, dass wir ein positives Vereinsergebnis (…) erwirtschaften konnten.
Dadurch konnte der nicht gedeckte Fehlbetrag des Vereinsergebnisses massiv gesenkt werden (…). Unter normalen Umständen hätten wir damit die buchhalterische Verschuldung des Vereins spätestens in diesem Jahr abbauen können. Hier ist uns insgesamt etwas gelungen, was ich in dieser Form bei der Übernahme des Vorsitzendenamtes im Jahr 2008 so nicht erwartet hätte. Unabhängig davon ist es notwendig, auch weiterhin sparsam und wirtschaftlich zu arbeiten, um solch schwierige Jahre wie heuer und auch noch Teile des kommenden Jahres überstehen zu können.
Versicherungsschaden Dach Tribünenhaus
Im September 2018 wurde bekanntlich das Dach unseres östlichen Tribünenhauses durch einen Sturmschaden beschädigt. Aktuell finden wir uns in Gesprächen mit der Versicherung zur Schlussabwicklung der gesamten Schadenssumme. Wenn diese Verhandlungen abgeschlossen sind, geht es an die Wiederherstellung des Gebäudes.
Wir haben auch noch eine kostenintensive Maßnahme in Zusammenhang mit Brandschutzmaßnahmen umzusetzen. Auch diesbezüglich stehen wir in laufenden Gesprächen mit dem Bauordnungsamt der Stadt, sind aber zuversichtlich hier eine gangbare und finanziell vertretbare Lösung zu finden.
Mit Unterstützung unserer Aushilfsmitarbeiter und einiger Helfer haben wir die Corona-Zwangspause genutzt, um das westliche Tribünenhaus mit der Wettannahme und dem Toilettenabgang farblich auf Vordermann zu bringen und allgemeine Verschönerungsarbeiten vorzunehmen. In den nächsten Wochen wird das Tribünenhaus mit modernen Flachbildschirmen ausgestattet, ebenso die Wettannahme
Fahrzeuge
Leider nehmen Maschinen und Fahrzeuge keine Rücksicht auf Corona und finanziell fordernde Zeiten. Unser Startwagen musste einer Reparatur unterzogen werden, die länger als geplant gedauert hat. Dankenswerter Weise wurde uns vom Rennverein München-Daglfing das Startauto für einen PMU-Renntag zur Verfügung gestellt. Im Sommer wurde dann offensichtlich, dass unser Schlepper nicht mehr betriebssicher gefahren werden konnte. Wir konnten uns eine kostengünstige Neuerwerbung bei der BayWa Straubing sichern. Mit dem neuen Schlepper, den wir über Mietkauf finanzieren, kann auch wieder der Winterdienst auf der Bahn selbst erledigt werden, hat einen Frontlader mit entsprechendem Arbeitsgerät und bietet für unseren Bahnarbeiter Franz Forstner ein modernes Arbeitsumfeld.
Renntage
Für die Existenz der Rennbahn Straubing ist es neben einer umsatzstarken Wettannahme notwendig, eine ausreichende Anzahl an PMU-Renntagen veranstalten zu können. Dies entlastet einerseits unsere Kostenstruktur durch die Übernahme der Rennpreise in diesen Rennen, motiviert andererseits Aktive und Besitzer in diesen höher dotierten Rennen zu starten und richtet natürlich den Blick der Wettkunden aus Deutschland stärker auf unsere Bahn. Zugleich sind wir 2020 als Kooperationspartner Betreiber des deutsch-französischen Totalisators für PMU-Rennen in München-Daglfing und Gelsenkirchen. Allein durch dieses „Straubinger Modell“ konnten in diesem Jahr rund 100.000 Euro an Rennwettsteuer-Rückerstattung für die angeschlossenen Rennvereine in Wert gesetzt werden. Andernfalls würde die Rennwettsteuer in der Steuerkasse landen.
Dank vielseitiger Unterstützung hatten wir die Möglichkeit im Juli einen außertourlichen Renntag abzuhalten (Dank an wettstar.de und Bezirkstag v. Niederbayern), am 1. November einen Großen Preis von Niederbayern (Landwirtschaftsministerium) und das Anna Schumm-Rennen (Werner Hauck) veranstalten, und kurzfristig mit dem Rennen Nr.4 ein hochdotiertes Zweijährigen-Rennen ins Programm aufnehmen (Roger Wittmann und Thorsten Weck/Stall Catch Glory). Leider waren aufgrund der Vorgaben keine Siegerehrungen und eine entsprechende Würdigung der Unterstützung und der Leistungen der Sieger möglich.
Für 2021 planen wir mit 13 Renntagen, davon allein mit neun PMU-Veranstaltungen. In Absprache mit München-Daglfing veranstalten wir im Januar und Februar wieder vier PMU-Renntage, während Daglfing aussetzt. Im Gegenzug setzen wir im März aus, sowie im August, nachdem es leider keinen Volksfestrenntag geben wird: am 2. Volksfestwochenende startet in Berlin-Mariendorf das Derbymeeting mit den Vorläufen. Umso mehr freuen wir uns, an Allerheiligen sechs PMU-Rennen veranstalten zu können, ebenso über insgesamt vier PMU-Abendrenntage. Die Trotteur Francais-Rennen sollen wie bisher mit 2500 Euro dotiert werden.
Der Rennkalender in Bayern ist 2021 so abgestimmt, um möglichst keine längeren Lücken zu haben. Dies war im Zusammenspiel mit allen deutschen Rennveranstaltern nicht ganz einfach. Es liegt nun an den Aktiven und Besitzern, das Angebot an (PMU-)Renntagen in Bayern auch zu nutzen und die Pferde auch auf den bayerischen Rennbahnen zu starten.
Und wir können an die Besitzer und Aktiven nur appellieren, angesichts der stabil hohen Rennpreise in Straubing, bzw. in Bayern weiterhin in Startpferde zu investieren. Wir können auch in Zukunft nur PMU-Rennen in Bayern halten, wenn wir in möglichst allen Rennen mindestens zehn Startpferde anbieten können. Zugleich wird es auch in 2021 wieder eine bestimmte Anzahl an Rennen für in Frankreich gezogenen Pferde geben.
Herzlichen Dank
Abschließend obliegt es mir, allen für die bisherige Unterstützung der Arbeit des Zucht- und Trabrennvereins Straubing zu danken. Seien es unsere Mitarbeiter, aber auch die Förderer und Sponsoren, die mit Beträgen in unterschiedlicher Höhe dazu einen wichtigen Beitrag leisten, weiterhin Leistungsprüfungen auf unserer Bahn abzuhalten. In diesen Dank mit einbeziehen möchte ich ausdrücklich auch die Kunden unserer Wettannahme, die mit ihrem Wettumsatz dazu beitragen, dass wir Renn- und Trainingsbetrieb finanzieren können.
Zugleich möchte ich die Bitte äußern, uns auch in den kommenden Jahren wohlgesonnen zu begleiten. Unser Verein hat in 147 Jahren viele kritische und katastrophale Zeiten er- und überlebt. Halten wir zusammen, um in drei Jahren als ältester deutscher Rennverein das 150jährige Bestehen gemeinsam feiern zu können.
Ich freue mich, wenn wir wieder persönliche Begegnungen auf unserer Bahn ermöglichen können und auf die nächste Mitgliederversammlung „in Präsenz“. Ich wünsche Ihnen eine schöne „staade Zeit“, die heuer ihrem Namen wohl mehr als gerecht werden wird, ein frohes und gesegnetes Weihnachten und ein gutes Neues Jahr 2021. Bleiben Sie gesund und kommen Sie gut durch die kommenden Wochen und Monate!
Mit freundlichen Grüßen
Josef Schachtner
Vorsitzender
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